Donnerstag, 22. September 2011

Angekommen!


Ich befinde mich jetzt seit 3 Wochen auf Zanzibar und erstatte jetzt mal ein bisschen Bericht. Ich lebe ca. 10 km von Zanzibartown entfernt im recht hübschen Vorort Fuoni indem es leider nicht nur viele Palmen sondern beinahe ebenso viele Baustellen gibt. Die teils nur halbfertigen Häuser werden hier mit weiteren Ziegeln ausgestattet die Vorort gepresst werden. Nachdem ich nun aber ein bisschen von Zanzibartown gesehen habe und auch Berichte meiner Kollegen vom Festland gehört habe muss ich sagen dass ich sehr froh bin hier zu sein. Ich habe Zugang zu fließendem Wasser und die meiste Zeit auch Strom. Die Gegend ist einigermaßen sicher und die Leute zeigen nicht mit dem Finger auf mich und rufen „Mzungu!! Mzungu!!! (Kiswahili für Weißer) sondern grüßen mich freundlich und fragen woher ich komme und wohin ich gehe.

Touri-Shoppinggasse in Stonetown
Auch meine Gastmutter Khadija, ihre Tochter Habiba und ihr kleiner Sohn Nabil haben mich freundlich aufgenommen und mir ihr größtes Zimmer überlassen, indem ich jetzt gerade sitze.
Nachdem durch den Ramadan und das anschließende Fährunglück von Arbeit keine Spur war, geht es jetzt (pole pole (langsam)) mit der Arbeit los. Als erstes muss das Grundstück in Pete auf Vordermann gebracht werden d.h. ein Tor wird gebaut und der Zaun repariert. Anschließend wird es darum gehen die Produkte die von Frauenkooperationen auf Zanzibar hergestellt werden zu vermarkten und den Touristen unsere Projekte näher zu bringen.

Der Forodhani Nachtmarkt (beim Zuckerfest)
Sich in einer völlig fremden Umgebung zu Recht zu finden ist natürlich nicht leicht und auch ich hatte zu Beginn die einen oder Anderen Ängste, gerade bezüglich des Essens. Ich habe gemerkt wie wichtig mir ein ausgewogenes Frühstück, ein warmes Mittagessen und ein abwechslungsreiches Abendessen sind. Zum Glück habe ich mit Zanzibar (Stonetown) einen Einsatzort bzw. Arbeitsplatz an dem ich nicht zu hungern brauche. Gerade abends werden in Stonetowns Gassen kleine Grills, mobile Teestübchen und Imbissbuden aufgebaut. Bei denen man sich für weniger als 1 € (2000 Tansanische Schilling) einen kleinen Snack und köstlichen Chai (Tee) gönnen kann. Auch tagsüber kann man in Stonetown preisgünstig typische Swahiliküche z.B. Pilau (Gewürzreis) mit Chapati (Pfannkuchen ähnliches Brot) zu sich nehmen. Meine Anfänglichen Sorgen bezüglich des Essens sind also, zumindest solange ich in der Stadt bin) unbegründet. Doch trotz allem; wenn meine Gastmutter dann wieder ihre berüchtigte Fischsoße mit Reis serviert denke ich schon manchmal an gut deutsche Hausmannskost zurück…

Samstag, 10. September 2011

Das Schiffsunglück


Eigentlich sollte es ein guter Tag werden. Ich bin (für meine Verhältnisse früh) um 7:30 aufgestanden und wir wollten Touroperators, also Menschen die Touren für Touristen auf Zanzibar verkaufen unseren Workshop in Pete zeigen und ihnen das System hinter der NGO Solarafrica.Network erklären. Stattdessen um kurz vor 8 die Nachricht: Die Präsentation fällt aus; Es ist ein Schiff vor Zanzibar untergegangen und evtl. waren Angehörige unserer Gastfamilie an Bord. Bis dahin hatte ich keine Ahnung, inzwischen weiß ich mehr:

Die "MS Spice Islander" im Jahre 2007
Um ca. 23h hat die MS Spice Islander ein angerostetes Frachtschiff (Jahrgang 67), das ursprünglich nicht für die Verwendung als Fähre auf offenem Meer gedacht ist, den Hafen von Zanzibars Hauptinsel Unguja verlassen um zur benachbarten Insel Pemba aufzubrechen. Nach ca. 4 h Fahrt kenterte das Schiff, das für den Transport von ungefähr 600 Menschen zugelassen ist, einige Kilometer entfernt von Nungwi (Dorf im Norden Zanzibars). An Bord waren zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich zwischen 600 und 1000 Menschen, darunter auch viele Familien mit Kindern, die auf der Hauptinsel Sikuku (Zuckerfest) also das Ende des Ramadan gefeiert haben. Von den Passagieren wurden ca. 350 gerettet, aber weder zu den Opfern noch zu den Geretteten Passagieren gibt es zuverlässige Zahlen. Heute Nachmittag konnten mein Einsatzstellen Partner Kai und Ich beobachten, wie unzählige Menschen in Stonetown zum Ufer rannten. Es heißt, dass dort Leichen angespült seien bzw. dass dort Transportschiffe mit Toten und Verletzten angekommen seien. Wir haben uns den Anblick erspart.

Generell lässt sich sagen, dass sich Zanzibar in einem Trauer-und Schockzustand befindet. Heute im Dala sagte ein Mann zu mir: „Du siehst, in Zanzibar ist heute alles ruhig, das Land trauert wegen den Opfern der Katastrophe.“ Es ist schon verrückt, die Nachrichten auf spiegel.de zu lesen und gleichzeitig hier auf Zanzibar so na dabei zu sein. Heute z.B. hörte konnten wir viele Sirenen hören und haben Autos, die mit Hilfsgütern und Helfern durch Stonetown gefahren sind beobachten.

Doch neben der Trauer herrscht auch Wut und Verständnislosigkeit darüber, dass so ein Unglück überhaupt passieren konnte. Völlig überladene Schiffe, die Teilweise ihre besten Jahre schon sehr lange hinter sich haben(bestes Beispiel dafür ist ein Deutscher Dampfer aus dem Ersten Weltkrieg, der noch heute auf dem Viktoriasee fährt) stehen in Tansania an der Tagesordnung. Das Boot soll nach Angaben Al Djasiras sogar so voll gewesen sein, dass sich einige Passagiere weigerten die „Fähre“ zu betreten.

Das Problem liegt also zum einen daran, dass eine Überfrachtung von Transportmitteln durch niemanden (wie z.B. die Regierung, Schiffsbesatzung) verhindert wird und zum anderen darin, dass viele z.T. antike Transportmittel nicht aus dem Verkehr gezogen werden (können). Auch lastet auf der Regierung eine Teilschuld, die lieber Geld für Parteizwecke oder gar privates ausgibt und auch die Industrienationen fahren mit Vergnügen icht nur ihre alten Kleider in die Dritte Welt aus, sondern leider auch ihre Autos und Schiffe, dass diese dann irgendwann von selbst ihren Geist aufgeben liegt in der Natur der Sache.
Mein Mitgefühl gilt allen Verbliebenen, die heute ihre Eltern, Kinder und Geschwister verloren haben. Was aus den Verwandten unserer Gastfamilien geworden ist wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

Alle diese Angaben sind ohne Gewähr und können im Detail falsch sein. Hier an verlässliche Informationen zu kommen ist schwer.

Montag, 5. September 2011

Karibu Zanzibar

Ankunft auf Zanzibar- Blick von der Fähre

Wenn man dieser Straße folgt kommt man zu meinem Haus ;-)
Vor über einer Woche bin ich mit der Fähre auf der Insel Zanzibar im indischen Ozean gelandet. Hier werde ich ein Jahr bei der NGO „Solarafrica.network“ arbeiten. Zanzibar ist tatsächlich so schön wie in den Reiseführern beschrieben. Abends durch die Altstadt Zanzibartowns (Stonetown) zu laufen ist wirklich wie Urlaub. Sich hier einzuleben ist trotzdem nicht ganz so einfach, denn alle Leute sprechen fast ausschließlich Kiswahili und morgens ruft der Muezzin. Zanzibar ist nämlich zu 99% muslimisch. Trotzdem fühle ich mich hier inzwischen recht wohl. Die Gastfamilie in  der ich hier lebe hat mich sehr freundlich aufgenommen und das Essen ist (entgegen meiner Erwartungen) ausgesprochen lecker (Zanzibar ist berühmt für seine Küche). Obwohl ich mich erst noch an den Gedanken gewöhnen muss ein Jahr lang weitab von Gulasch, Brezeln und Augustiner Bier zu leben (und natürlich von Familie und Freunden ^^), habe ich Zanzibar mit seinen engen und winkligen Gassen in Stonetown, seinen Palmen und dem türkisblauen Meer bereits jetzt ins Herz geschlossen. Jetzt heißt es zuerst einmal Kiswahili pauken um die Leute um mich herum endlich zu verstehen.  
Ahsante, tutaonana badaaye