Montag, 20. August 2012

Wieder daheim-oder?




 Am Mittwoch den 08.08.2012 bin ich um ca. 14:50 Ortszeit bei 13C° Nieselregen wieder in Hamburg gelandet. Nach 2 mal 6 stündigem Flug mit 12h-Aufenthalt in Dubai musste ich nachdem mich meine Familie vom Flughafen abholte aber erstmals Eines: Schlafen. Inzwischen befinde ich mich seit fast 2 Wochen wieder in Deutschland und bin dabei mich wieder einzuleben.
Dass es zum 2. Mal zum Kulturschock kommen wird, wenn ich nach einem Jahr Leben in Tansania wie der nach Deutschland zurückkehre ahnte ich schon früh. Doch erst als ich mich auf Zanzibar einigermaßen eingelebt hatte wurde mir klar, dass wieder in mit dem deutschen Alltag klarzukommen genau so schwer wird, wieder Anfang in Tansania.
Da bin ich nun also. Seit 13 Tagen wieder zurück in meiner alten Heimat und trotzdem irgendwie noch nicht ganz angekommen. Tansania, eine Land, das mich so freundlich aufgenommen hat, wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Auch wenn es sich wirklich um 2 Verschiedenen Welten handelt. Ich muss jetzt einen Weg finden nicht zwischen diesen beiden Welten gefangen zu sein sondern mich in der, in der ich mich jetzt befinde wieder einzuleben ohne die Andere zu vergessen. Da gibt es aber (zum Glück) genügend Erfahrungen und Eindrücke, die ich nie mehr vergessen kann und will.
Ich bin jedenfalls dankbar für ein Jahr, prall gefüllt mit tollen Erfahrungen und Momenten. Ich habe mich verändert, weiterentwickelt und sehe unsere Welt jetzt mit anderen Augen. Ich habe auf Zanzibar eine neue Kultur, Menschen und eine Lebensweise vorgefunden, zu der ich, rückblickend gesehen einen sehr guten Zugang gefunden habe. Nicht zuletzt wegen der Unglaublichen Offenheit der dortigen Menschen.
Jetzt heißt es erst einmal ankommen und den sogenannten Re-Entry Shock überwinden ich glaube, dass mir dabei nicht zuletzt das Nachbereitungsseminar der DTP e.V. helfen wird.

Ahsanteni na kwa herini

Sonntag, 22. Juli 2012

Und auf einmal ist man drin


In Freitagstracht mit der Vespa meines Kumpels Beka-
diese auf Zanzibar zu fahren ist aber etwas zu gefährlich
Das ist schon komisch-während ich vor gefühlt ein paar Monaten (defacto aber fast einem Jahr), noch wankend aus dem Schiff auf Zanzibar ausstieg und mich erst einmal über fast alles wundern musste habe ich mich jetzt wirklich eingelebt. Sosehr, dass es für mich schwer vorstellbar ist schon in ein paar Wochen nach Deutschland zurückzukehren.

Tatsächlich sind die vergangenen Monate wie im Fluge vorbeigezogen. Ein Tag folgt dem anderen und auf einmal sehe ich auf den Kalender und merke, dass es im nächsten Monat schon nach Hause geht. Wie konnte das passieren?

Es muss wohl irgendwann der Moment gekommen sein, an dem das neue altvertraut und das wundersame gewöhnlich geworden ist. 

Inzwischen kenne ich halb Stonetown und halb Stonetown kennt mich. Unter Sptiznamenrufen wie: Kishuka, Sharo, Mzee wa kuchakachua, jiembe, rafiki (Übersetzung entfällt). Laufe ich schmunzelnd durch Stonetown (freitags natürlich mit Kansu und Kofia-siehe Bild) und fühle mich zuhause.
Auch mich in ein völlig überfülltes und praktisch Schrottreifes „Daladala“ zu quetschen und Zanzibartowns Straßen an mir vorbeiziehen zu lassen ist mir inzwischen zu einem echten Vergnügen geworden, lernt man doch immer neue Leute kennen. Ein Mzungu (Weißer) der sich nicht mit einem Taxi durch die Insel kutschieren, sondern sich lässig zwischen zwei dicke Mamas drückt sorgt eben für Aufmerksamkeit . Die entstehenden Gespräche reichen von Heiratsanträgen (nur zum Teil scherzhaft!) bis zu Diskussionen über Religion. Wer nervenstark ist kann außerdem aus dem Fenster sehen und, wenn man sich einmal an die etlichen Beinaheunfälle gewöhnt hat kann man das tägliche Treiben einer lebendigen Inselnation beobachten.
Abends geht es dann zum Forodhani Nachtmarkt eine Zanzibar Pizza essen-Ok- die hängen mir nach fast einem Jahr inzwischen wirklich zum Hals raus aber einen Platz wie diesen, an dem sich im Schein der vielen kleinen Lampen die halbe Stadt versammelt und über den vergangen Tag spricht werde ich in Deutschland wohl vergeblich suchen.

Straßenbild in Stonetown
Den Löwenanteil an der erfolgreichen Integrierung zweier Wazungu aus Deutschland ist zweifelsohne meinem Chef Saidi und seiner Familie zuzuschreiben. Durch sie lernten wir schon in den ersten Wochen ungefähr 20 Familienmitglieder und Bekannte kennen, von denen nicht wenige inzwischen unsere Freunde sind. Auch die Verwendung von Kiswahili war im Prinzip von Beginn an nötig, da auf Zanzibar außerhalb der Touristen Szene Englischkenntnisse kaum vorhanden sind.

Wenn mich Leute fragen wo ich denn Kiswahili gelernt habe, antworte ich immer: Barabarani (auf der Straße) denn anstatt zu Hause Vokablisten auszufüllen habe ich einen Großteil meines Kiswahilis tatsächlich auf Spaziergängen durch Stonetown, im Daladala oder in Fuoni, dem Vorort von Zanzibartown in dem meine Gastfamilie lebt, im Gespräch mit Nachbarn oder Bekannten aufgeschnappt.- Ohne den spitzen Sprachkurs der DTP wäre dieser Einstieg in eine völlig fremde Sprache nicht so einfach geworden. Danke an dieser Stelle noch einmal an Lars und Hannah!!!-



Zanzibarpizza auf dem Forodhani Nachtimarkt
Von hier wegzugehen, wo man an jeder Ecke freundlich begrüßt und eingeladen wird und innerhalb von Minuten mit wildfremden Menschen in eine angeregte Diskussion verfallen kann, wird sicherlich nicht leicht. Zum Anderen ist es jetzt natürlich auch an der Zeit, meine Familie und meine Freunde wiederzusehen und mit der Uni anzufangen. Aber obwohl mich das Essen in Deutschland mit einer immer lauter werdenden Stimme nachhause ruft, wird der Abschied schwerer als ich am Anfang des Jahres gedacht hätte.
In den noch folgenden 3 Wochen will ich all das schöne auf Zanzibar noch einmal genießen und mich von alle Menschen die ich während des Jahres kennengelernt habe verabschieden.

Danke DTP für ein wundervolles Jahr und viel Spaß und Glück an den neuen Freiwilligenjahrgang 2012/2013

Sonntag, 13. Mai 2012

Auf Safari


Auf Safari

Ich mit meiner Sansibarischen Gastfamilie
Das ist schon komisch. Nach einem halben Jahr in der Ferne taucht auf einmal die Familie am Ausgang des Flughafen Terminals aus als wäre es von Hamburg nach Tansania ein Katzensprung gewesen. Doch nachdem ich mich an diese etwas ungewöhnliche Situation der 2 aufeinander treffenden Welten gewöhnt hatte war alles recht schnell wie immer. Gemeinsam mit meiner Familie (Meinem Vater, meiner Mutter und meinem kleinen Bruder), die für knapp 4 Wochen Urlaub in Tansania machten reiste ich nach an den Rand des Kilimandscharo, in Serengeti und zeigte ihnen Sansibar. Von den Eltern besucht zu werden ist unter den Freiwilligen (zumindest bei uns in der DTP) recht üblich. Man sieht sich zur Halbzeit einmal wieder und im Nachhinein kann die Familie sich vorstellen der Sohn oder die Tochter, ein Jahr in Tansania so gemacht hat.
Nachdem ich meine Eltern in landestypischer Tracht (Kansu) vom Flughafen abholte ging es erst einmal zur Unterkunft in Stonetown. In der folgenden Woche zeigte ich meinen Eltern die Hauptinsel Sansibars (Unguja) auf der ich ein Jahr lang lebe. Nicht fehlen durfte dabei natürlich ein Besuch bei meiner Gastfamilie. Mit meiner deutschen und mit meiner Sansibarischen Familie saß ich also auf dem Fußboden meines neuen Heimes und as Pilau (Gewürzreis) mit den Händen. Wer als Freiwilliger Besuch aus Deutschland empfängt darf nicht unterschätzen wie anders die neue Welt an die wir uns hier inzwischen gewöhnt haben doch im Vergleich zu unsere Heimat ist. Als wir Freiwilligen im August letzten Jahres in Dar es Salaam ankamen waren wir wie paralysiert und brauchten erst einmal ein paar Tage um uns an den Gedanken, dass wir uns in Afrika befinden, zu gewöhnen (zumindest ging es mir so).

Die Familie vereint vor dem Ngorongoro Krater
Nachdem meine Familie also  auf Zanzibar „angekommen“ war, begaben wir uns aufs Festland um unsere Safari zu beginnen. In der chaotisch-staubigen Stadt Dar es salaam, der ich inzwischen allerdings einen gewissen Charme abgewinnen kann, kämpften wir uns bis zu unser Unterkunft durch um am nächsten Morgen um 7 h in einen Bus der leider eher mittelmäßigen Busgesellschaft „Sai Baba“ einzusteigen, der uns nach Moshi bringen sollte. Obwohl der Bus dann leider auch auf der Höhe von Lushoto (ca. 2/3 der Strecke) liegen Blieb, konnte ich durch Verhandlung mit dem Busfahrer einer anderen Busgesellschaft einen Transport für uns organisieren, sodass wir rechtzeitig zum Abendessen in Moshi ankamen. In Situationen wie diesen als auch bei der Abwehr von „Fly-catchern“ und „Tourist-trappern“ (die nervigen Typen die einem auf der Straße eine Safari verkaufen wollen) erweisen sich Kiswahili-Kenntnisse als überaus wertvoll. Ich würde daher jedem Reisenden die Aneignung eines gewissen Grundvokabulars empfehlen.

Eine kleine Herde Giraffen gänzlich unbeeindruckt
von unserem Auto
Nachdem wir uns einen Tag in Moshi ausruhten und an einem weiteren Tag einen Ausflug zu den Chagga-Bauern am Fuße des Kilimandscharo unternahmen ging es mit dem Daladala in nur 2 Stunden nach Arusha. Von dort aus starteten wir unsere Safari in den Tarangirenationalpark und vorbei am Ngorongorokrater in die Serengeti. Neben der Tierwelt die man sonst nur aus Dokumentationsfilmen kennt fand ich die Massai besonders bemerkenswert die Seelenruhig am Straßenrand auf ihre Kuhherden aufpassen und trotzig in ihrer Kultur weiterleben während die stinkreichen Touristen mit ihren Sonnenbrillen, Uhren und Kreditkarten vorbei rauschen.



Ein Teil der "Big migration"
Elefanten an einer Wasserquelle
Wieder zurück auf Sansibar stand noch ein Besuch meiner Einsatzstelle in Pete und ein Abendessen bei meinem Chef auf dem Programm. Dann ging es für meine Familie auch schon wieder zurück nach Deutschland. Während mein Vater sich ein bisschen auf die Annehmlichkeiten unser westlichen „Zivilisation“ freute war meine Mutter glaube ich ein bisschen traurig die fremde Welt mit ihren tollen Menschen, einmaligen Naturerlebnissen und ihrer wunderbaren Andersartigkeit schon wieder zu verlassen. Als ich von meinem Vater gefragt wurde ob ich gerne mit ins Flugzeug steigen wollte dachte ich an diese beiden Punkte uns sagte: Nein, noch nicht.


Donnerstag, 15. März 2012

Ein Besuch im Krankenhaus


Vor ein paar Wochen hatten der älteste Sohn meines Chefs und ein Freund der Familie einen Vespaunfall. Beide wurden sofort in das Mnazi Mmoja (auf dt. eine Palme) Krankenhaus gebracht und dank der sofortigen und wahrscheinlich auch üppigen Bezahlung meines Chefs auch recht schnell und gut behandelt.

Das Mnazi Mmoja Hospital ist das größte Krankenhaus Zanzibars und zugleich auch das billigste. Das heißt natürlich trotzdem nicht, dass sich hier jeder eine Behandlung leisten kann. Da es in Tansania keine Krankenversicherung oder ähnliches gibt, müssen alle Leistungen sofort bezahlt werden. Das bringt nicht nur die Problematik hervor, dass jemand der einen Unfall hat und nicht genügend Geld bei sich hat erst behandelt wird wenn jemand (z.B. ein Verwandter) für ihn Bezahlt, sondern bedeutet auch, das sich ein großer Teil der Zanzibaris eine richtige Krankheitsbehandlung überhaupt nicht leisten kann. Wer kann weicht auf teuere Privatkrankenhäuser aus. Das Beste dafür ist das IST Hospital in Dar es salaam in dem man sogar von deutschen Ärzten auf deutschem Niveau behandelt werden kann. Für viele hundert Dollar.

Es sind Momente wie der Besuch in dem schlechtesten Krankenaus das ich je gesehen hab, von dem ich aber weiß dass eines der besseren in Afrika ist, die einen aus dem heiteren und sonnigen Alltag Zanzibars reißen und daran erinnern, dass man sich in einem Entwicklungsland befindet.  Nachdem ich mich mit ein paar Zanzibaris über das Gesundheitswesen in Tansania unterhalten habe kamen echte Horrorgeschichten ans Licht. Jemand erzählter mir, wie im selben Krankenhaus einmal ein Motoradfahrer starb, weil die Ärzte ihn aus Prinzip nicht behandeln wollten. Auch die Tante eines guten Freundes von mir starb mit 35 Jahren an „irgendwas mit dem Bauch“ weil man sie im Krankenhaus nicht richtig untersuchte.

Die beiden Familienmitglieder sind inzwischen auf gutem Weg und nehmen mit viel Glück aus dem Unfall keine starken bleibenden Schäden mit.

Das Mnazi Mmoja Krankenhaus wird mir aber noch in Erinnerung bleiben, wenn ich mich in Deutschland mal wieder darüber aufrege, das ich 15 Minuten bei meinem Hausarzt warten muss…