Montag, 24. Oktober 2011

Wasser auf Tansanisch


Der Zugang zu sauberem, bei Bedarf kühlen oder warmen Trinkwasser ist für uns „Westler“ völlig normal, ja sogar selbstverständlich und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Hier in Tansania ist das ganze etwas anders: Trinkwasser aus der Leitung gibt es schon mal gar nicht und nur 55 Prozent* der Landbevölkerung hat Zugang zu sauberem Wasser. Der übrige Teil muss meist Kilometer zurücklegen um an einen Brunnen oder eine andere Wasserquelle zu gelangen. Während die meisten Tansanier die über Leitungswasser verfügen, so auch z.B. meine Gastfamilie, dieses Wasser unbeängstigt trinken, kann dies für den sensiblen europäischen Magen fatale Folgen haben. Auch so mancher Freiwilliger der DTP e. V. hat den Wunsch nachdem man sich endlich eingelebt habe auch wie die Tansanier aus der Leitung zu trinken schon mit einigen Tagen auf der Toilette oder sogar im Krankenhaus bezahlt. 

Für mich bedeutet dass, dass ich entweder Trinkwasser in Flaschen kaufen (ca. 1000TsH=0,4€/1,5 Liter), leckeres Trinkwasser mit einer Micropur-Chlortablette zu mir nehmen darf (schmeckt wie ein kräftiger Schluck Schwimmbadwasser) oder zu einem alten Freiwilligentrick greife:

Vorsicht bei Bewölkung: Die Flaschen benötigen möglichst
direkte und intensive Sonneneinstrahlung
Mit der Empfehlung der WHO wird Leitungs-oder Brunnenwasser in Etikettenfreie Plastikflaschen gefüllt und 2-3 Tage auf dem Dach eines Hauses der Sonne ausgesetzt. Mit der Kombination aus der tansanischen Sonne, die hier fast im Zenit zu stehen scheint und den Praktischen Wellblechdächern die hier überall zu finden sind, klappt das überraschend gut. Mein ESTP (Einsatzstellenpartner) und ich haben jetzt bereits den 3. Liter Sonnenwasser zu uns genommen und sind von der (ausbleibenden Negativ-) Wirkung sehr angetan. Wir werden in den nächsten Tagen mit dem Selbstversuch fortfahren und finden, dass das System wenn es auch unserem Langzeittest standhält auf jeden Fall verbreitet und Nicht nur in den Tropen lebenden Europäern, sondern vielleicht auch dennTansaniern näher gebracht werden sollte. Denn obwohl die Einheimischen sicherlich über ein besseres, den Tropen angepasstes Immunsystem verfügen deutet die hohe Kindersterblichkeitsrate oder die geringe Lebenserwartung im Sub-sahahrischen Afrika darauf hin das weitere Medizinische und Infrastrukturelle Fortschritte dringen nötig sind um das Leben der Menschen zu Verbessern.

*http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Magazine/MagazinEntwicklungspolitik/066/t5-aktionskreis-ostafrika.html

Freitag, 7. Oktober 2011

Was bedeutet Anpassung oder: Heißt Anpassung, dass ich keine Schokolade mehr essen darf?

!
Ein Stück Europa mitten in Afrika
-doch irgendwie cool-
Ein einjähriger Freiwilligendienst in Tansania bedeutet Anpassung und zum Teil auch Entbehrungen im Tausch gegen wundervolle Erfahrungen. Man erweitert seinen Horizont und kommt wesentlich reifer nach Deutschland zurück also man abgereist ist (Das erhoffe ich mir zumindest). Doch wieweit geht die geforderte Anpassung? Und was verlangt sie überhaupt?

Mit dieser Frage war ich schon viel zu früh konfrontiert. Nämlich in meiner ersten Woche in Dar es Salaam. Kaum aus dem Flugzeug gestiegen und gerade erst den Schock der Ankunft verarbeitend, stand ich plötzlich in der Mlimani Shopping Mall weil es dort den einzigen Geldautomaten in der Umgebung gab. Diese Mall, die ich eher im Vorort einer Amerikanischen Vorstadt erwartet hätte als in Afrika ist seit einigen Jahren die größte Zusammenhängende Shoppingmöglichkeit für „Westwaren“ in Dar es Salaam.
Ich sah mich nun mit der Frage konfrontiert, ob es den legitim sei sich hier mit einer Großladung Snickers, Wrigleys Kaugummis, Heineckenbier, Haribo und anderen Importwaren einzudecken, die sich ein normaler Tansanier niemals kaufen könnte und würde.

Bedeutet nicht ein Jahr in Tansania auch zu lernen zu verzichten?
Zugegeben, die Mall ist im Gesamtkontext (wenn man z.B. bedenkt, dass 90% der Tansanier unter der Armutsgrenze von 1,25€ am Tag leben(Quelle) schon irgendwie pervers. Jedoch ist es ja schon verständlich, dass es jemandem der über 18 Jahre in einem der fortschrittlichsten Länder der Welt gelebt hat (und das nicht schlecht), hin und wieder mal nach einem Stück Schokolade oder alt bekannten (geliebten) Chips gelüstet.

Mit original Münchner Hofbräu Bier hätte ich in
Zanzibartown am wenigsten gerechnet
Anders als manche meiner Freiwilligenkollegen sah ich das ganze erst einmal sehr unkritisch und habe mich mit dem „Nötigsten“ ^^ eingedeckt. Auch heute, nachdem ich nun seit 6 Wochen im Lande bin halte ich es nachwievor für vertretbar sich hinundwieder ein Stück Heimat zu „kaufen“ und dem Kapitalismus in Shoppingmalls zu frönen. Letztendlich sollte man einfach im Auge behalten, dass man zu den wenigen Prozent der Weltbevökerung gehört, die über solchen Wohlstand verfügen und ich werde versuchen mich trotz meiner  gelegentlich Konsum-Eskapaden möglichst intensiv einzuleben und dem Alltag der Tansanier so nah wie möglich zu kommen.

So sein wie sie werde ich sowieso niemals…