Freitag, 7. Oktober 2011

Was bedeutet Anpassung oder: Heißt Anpassung, dass ich keine Schokolade mehr essen darf?

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Ein Stück Europa mitten in Afrika
-doch irgendwie cool-
Ein einjähriger Freiwilligendienst in Tansania bedeutet Anpassung und zum Teil auch Entbehrungen im Tausch gegen wundervolle Erfahrungen. Man erweitert seinen Horizont und kommt wesentlich reifer nach Deutschland zurück also man abgereist ist (Das erhoffe ich mir zumindest). Doch wieweit geht die geforderte Anpassung? Und was verlangt sie überhaupt?

Mit dieser Frage war ich schon viel zu früh konfrontiert. Nämlich in meiner ersten Woche in Dar es Salaam. Kaum aus dem Flugzeug gestiegen und gerade erst den Schock der Ankunft verarbeitend, stand ich plötzlich in der Mlimani Shopping Mall weil es dort den einzigen Geldautomaten in der Umgebung gab. Diese Mall, die ich eher im Vorort einer Amerikanischen Vorstadt erwartet hätte als in Afrika ist seit einigen Jahren die größte Zusammenhängende Shoppingmöglichkeit für „Westwaren“ in Dar es Salaam.
Ich sah mich nun mit der Frage konfrontiert, ob es den legitim sei sich hier mit einer Großladung Snickers, Wrigleys Kaugummis, Heineckenbier, Haribo und anderen Importwaren einzudecken, die sich ein normaler Tansanier niemals kaufen könnte und würde.

Bedeutet nicht ein Jahr in Tansania auch zu lernen zu verzichten?
Zugegeben, die Mall ist im Gesamtkontext (wenn man z.B. bedenkt, dass 90% der Tansanier unter der Armutsgrenze von 1,25€ am Tag leben(Quelle) schon irgendwie pervers. Jedoch ist es ja schon verständlich, dass es jemandem der über 18 Jahre in einem der fortschrittlichsten Länder der Welt gelebt hat (und das nicht schlecht), hin und wieder mal nach einem Stück Schokolade oder alt bekannten (geliebten) Chips gelüstet.

Mit original Münchner Hofbräu Bier hätte ich in
Zanzibartown am wenigsten gerechnet
Anders als manche meiner Freiwilligenkollegen sah ich das ganze erst einmal sehr unkritisch und habe mich mit dem „Nötigsten“ ^^ eingedeckt. Auch heute, nachdem ich nun seit 6 Wochen im Lande bin halte ich es nachwievor für vertretbar sich hinundwieder ein Stück Heimat zu „kaufen“ und dem Kapitalismus in Shoppingmalls zu frönen. Letztendlich sollte man einfach im Auge behalten, dass man zu den wenigen Prozent der Weltbevökerung gehört, die über solchen Wohlstand verfügen und ich werde versuchen mich trotz meiner  gelegentlich Konsum-Eskapaden möglichst intensiv einzuleben und dem Alltag der Tansanier so nah wie möglich zu kommen.

So sein wie sie werde ich sowieso niemals…

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