Es war nur eine Frage der Zeit bis es soweit kommen musste.
Vor einigen Tagen haben wir das erste und ich fürchte nicht das letzte Mal
einen Polizisten bestochen. Ich, mein ESTP (Einsatzstellenpartner) Kai, unser
Kumpel Hassan und ein anderer Deutscher Afrikareisender, mit dem wir uns hier
angefreundet haben, machten vor einigen Tagen eine kleine Vespatour zu unserem
Arbeitsplatz in Pete. Wir erfreuten uns an dem kühlen Fahrtwind und der schönen
Landschaft, bis wir auf halber Strecke in eine Polizeikontrolle gerieten.
Da die Vespas (den tansanischen Verhältnissen entsprechend)
natürlich nicht uneingeschränkt Verkehrstauglich und registriert waren, war
Chai (wörtlich:Tee, hier Ausdruck für Bestechungsgeld) nötig. Auch mein
Internationaler Führerschein leider wenig.
Nach einer etwas längeren aber
sehr freundlichen Diskussion teilte mir einer der Polizisten mit dass wir nun
nach einer „better Solution“ suchen, als die Vespas abzugeben und am nächsten
Tag gegen eine deftige Summe wieder auszulösen. Schlussendlich faltete Hassan
25 000 TSh (mit umgerechnet ca. 12€ eine ziemlich deftige Bestechungssumme) zu
einem kleinen Bündel zusammen und übergab es den Polizisten unauffällig. Selbst
die Politzisten konnten sich da das Lachen nicht ganz verkneifen. Nach diesem
kurzen Zwischenstopp konnten wir weiterfahren und kamen auch bald in Pete an.
Generell ist Korruption in Tansania ein weit verbreitetes
Problem. Fast auf jeder Fahrt durch Zanzibar sieht man früher oder später einen
weiß gekleideten Askari (Kiswahili:Polizist/Soldat). Hat dieser einmal einen
schlechten Tag oder braucht dringend Geld, wird dem Autofahrer ein „Strafgeld“
für nicht vorhandene Warnwesten oder defekte Anschnallgurte aufgehalst.
Vergehen über die die Leute im hiesigen Straßenverkehr eher schmunzeln.
Besonders Wazungu (Weiße) sind besonders beliebte Opfer-So auch wir letze
Woche. Ob die Straßenkontrollen offiziell oder auf Privatinitiative der Polizisten
stattfinden kann ich nicht sagen. Fakt ist das jede Strafgebühr verhandelbar
ist und zu 90%( vermute ich) in der Tasche des Polizisten landet.
Obwohl es als positiv anzusehen ist, dass es Beamte gibt,
die auf den Straßenverkehr aufpassen und schrottreife Autos mit Geldbußen belegen,
ist es auf der anderen Seite traurig, dass z.B. jedes Vergehen, so z.B. auch
das Fahren ohne in Besitz eines Führerscheins zu sein mit einer kleinen
Bestechungssumme aus der Welt geräumt werden kann.
Der Grund warum es zu
solcher Korruption kommen kann ist wahrscheinlich im System also ganz oben bei
den Politikern zu suchen. Da bis hin zum Präsidenten die politische Elite in
vielen Fällen als korrupt zu bezeichnen ist. Verwundert es nicht, dass die
kleinen Polizisten es ihnen gleich tun. Außerdem verdient ein Polizist mit
unter 150$ (Quelle: Polizist mit dem ich mit unterhalten habe) im Monat so wenig, dass er ohne gelegentliche „Trinkgelder“ kaum
überleben könnte…
Da das fotografieren von Polizisten, Soldat oder entsprechenden Gebäuden bei Gefängnissstrafe verboten habe ist, gibt es heute leider kein Foto...
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