Sonntag, 22. Juli 2012

Und auf einmal ist man drin


In Freitagstracht mit der Vespa meines Kumpels Beka-
diese auf Zanzibar zu fahren ist aber etwas zu gefährlich
Das ist schon komisch-während ich vor gefühlt ein paar Monaten (defacto aber fast einem Jahr), noch wankend aus dem Schiff auf Zanzibar ausstieg und mich erst einmal über fast alles wundern musste habe ich mich jetzt wirklich eingelebt. Sosehr, dass es für mich schwer vorstellbar ist schon in ein paar Wochen nach Deutschland zurückzukehren.

Tatsächlich sind die vergangenen Monate wie im Fluge vorbeigezogen. Ein Tag folgt dem anderen und auf einmal sehe ich auf den Kalender und merke, dass es im nächsten Monat schon nach Hause geht. Wie konnte das passieren?

Es muss wohl irgendwann der Moment gekommen sein, an dem das neue altvertraut und das wundersame gewöhnlich geworden ist. 

Inzwischen kenne ich halb Stonetown und halb Stonetown kennt mich. Unter Sptiznamenrufen wie: Kishuka, Sharo, Mzee wa kuchakachua, jiembe, rafiki (Übersetzung entfällt). Laufe ich schmunzelnd durch Stonetown (freitags natürlich mit Kansu und Kofia-siehe Bild) und fühle mich zuhause.
Auch mich in ein völlig überfülltes und praktisch Schrottreifes „Daladala“ zu quetschen und Zanzibartowns Straßen an mir vorbeiziehen zu lassen ist mir inzwischen zu einem echten Vergnügen geworden, lernt man doch immer neue Leute kennen. Ein Mzungu (Weißer) der sich nicht mit einem Taxi durch die Insel kutschieren, sondern sich lässig zwischen zwei dicke Mamas drückt sorgt eben für Aufmerksamkeit . Die entstehenden Gespräche reichen von Heiratsanträgen (nur zum Teil scherzhaft!) bis zu Diskussionen über Religion. Wer nervenstark ist kann außerdem aus dem Fenster sehen und, wenn man sich einmal an die etlichen Beinaheunfälle gewöhnt hat kann man das tägliche Treiben einer lebendigen Inselnation beobachten.
Abends geht es dann zum Forodhani Nachtmarkt eine Zanzibar Pizza essen-Ok- die hängen mir nach fast einem Jahr inzwischen wirklich zum Hals raus aber einen Platz wie diesen, an dem sich im Schein der vielen kleinen Lampen die halbe Stadt versammelt und über den vergangen Tag spricht werde ich in Deutschland wohl vergeblich suchen.

Straßenbild in Stonetown
Den Löwenanteil an der erfolgreichen Integrierung zweier Wazungu aus Deutschland ist zweifelsohne meinem Chef Saidi und seiner Familie zuzuschreiben. Durch sie lernten wir schon in den ersten Wochen ungefähr 20 Familienmitglieder und Bekannte kennen, von denen nicht wenige inzwischen unsere Freunde sind. Auch die Verwendung von Kiswahili war im Prinzip von Beginn an nötig, da auf Zanzibar außerhalb der Touristen Szene Englischkenntnisse kaum vorhanden sind.

Wenn mich Leute fragen wo ich denn Kiswahili gelernt habe, antworte ich immer: Barabarani (auf der Straße) denn anstatt zu Hause Vokablisten auszufüllen habe ich einen Großteil meines Kiswahilis tatsächlich auf Spaziergängen durch Stonetown, im Daladala oder in Fuoni, dem Vorort von Zanzibartown in dem meine Gastfamilie lebt, im Gespräch mit Nachbarn oder Bekannten aufgeschnappt.- Ohne den spitzen Sprachkurs der DTP wäre dieser Einstieg in eine völlig fremde Sprache nicht so einfach geworden. Danke an dieser Stelle noch einmal an Lars und Hannah!!!-



Zanzibarpizza auf dem Forodhani Nachtimarkt
Von hier wegzugehen, wo man an jeder Ecke freundlich begrüßt und eingeladen wird und innerhalb von Minuten mit wildfremden Menschen in eine angeregte Diskussion verfallen kann, wird sicherlich nicht leicht. Zum Anderen ist es jetzt natürlich auch an der Zeit, meine Familie und meine Freunde wiederzusehen und mit der Uni anzufangen. Aber obwohl mich das Essen in Deutschland mit einer immer lauter werdenden Stimme nachhause ruft, wird der Abschied schwerer als ich am Anfang des Jahres gedacht hätte.
In den noch folgenden 3 Wochen will ich all das schöne auf Zanzibar noch einmal genießen und mich von alle Menschen die ich während des Jahres kennengelernt habe verabschieden.

Danke DTP für ein wundervolles Jahr und viel Spaß und Glück an den neuen Freiwilligenjahrgang 2012/2013

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